|
|
|
Wendel Schäfer-Schneckenschneiden |
|
|
|
|
Meinungen
"Wendel Schäfers Buch ist eines der bemerkenswertesten Bücher,
die unsere literarische Gegend in letzter Zeit hervorgebracht hat."
Udo Marx in Krautgarten, Nr. 38, 2001
"... die Wortwahl
Schäfers schockiert ... doch er provoziert absichtlich, um den Leser
wachzurütteln."
Pia Seibert, Rhein-Zeitung, Jan. 2001
Leseprobe
Schneckenschneiden
Wer will das schon, - wie? – wie man in
Stoff, nein, in Teig schneidet, ist doch bloß gegen die Nackten, Roten
und Braunen, Haushaltsschere tut’s schon, muss nur scharf und eng...,
nicht die Schnecke, die Schere, Mensch, dann quatscht nicht viel, nur
kräftig gegen die blanken Backen gedrückt, dann kommt’s an den
Rändern zuerst, unter den lustigen Rillen, zittern leis-erschrocken im
Spiegel der metallenen Schenkel, mehr Gequille in der Mitte, natürlich
mittendurch und liegt auch schon zwei, fertig, die Schmiere noch am
Stahl, den in den weichen Bauch des Gartens gerammt, einmal, zweimal,
Dreck reinigt, --- ja schon, ein bisschen hin und her, rundverbogen,
nutzlos ohne Richtung, länger auch, mein Gott, musst nicht stundenlang
dabeihocken bei der Rotze, glaubst du mir gefällt das, macht mir auch
noch Spaß, vielleicht.
Abwürfe
Auf das Monster warten, an der Vaterhand,
vor dem blechernen Beinhaus ausgeschlachteter Wracks, ineinander
verkeilt wie Gewitterlämmer, für den Totentanz, --- bis er dann
ranrollt, der Rädermoloch, stelzennoppenfüßig und schon obenauf ist,
stampft und tanzt, dass die Rümpfe wippen, Skelette brechen und
Velourgeweide rostrot quillt, bis sich eins der Leiber aufwirft, so wie
aus frischem Massengrab es hochgärt noch und den apokalyptischen Reiter
wirft, von den Leichen rutscht, kippt und buckelliegt mit blanken
Greifern quirlig in der leeren Luft, und das Kleine aufschreit an der
Männerhand, die gegendrückt, es soll doch keine Angstbux sein, bis es
ihm gelingt, sie wegzuwerfen, die Monsterfaust und wirr davonschreit.
Pferdefrühling
Früh war's, zu früh vielleicht, das Gras
noch grau, die Buschwindröschen blass, geduckt und verbogen in immer
noch zu scharfer Luft, mein Weg wie jedes Jahr über Aufgetautes hin zu
den schiefen Zäunen voller Rost und Faul, und da die Pferde eng und
müd und stumm, die dicken Hintern in den Wind, Monumente, Zeugen
jahrtausendlanger Schinderei, die schweren Köpfe mit zu wenig Licht in
den Augen zur Erde runter, und mir war's, als käme zurück der Winter.
Weitere
Leseproben hier! |