Barbarossa
Wendel Schäfer
Dürr & Kessler Verlag im
Wolf Verlag, Regensburg
www.wolfverlag.de
Jugendbuch, 1997
ISBN 3-8181-6025-2
82 S. DM 12,90
 
Wendel Schäfer-Barbarossa
 
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Meinungen

"Mittels spannender Lektüre zeigt Schäfer, dass Menschen nicht so sind, wie andere sie sehen."
(mh. RPS Medien)

"Dass der Schreiber mit jungen Menschen zu tun hat, dass ihm Leben außerhalb enger Normen vertraut ist, dass er auch positiv auf seine Leser einwirken will, ist zu spüren. Nie aber spürt der Leser einen erhobenen Zeigefinger - nicht einmal zwischen den Zeilen."
(P. Lindemann, Rhein-Zeitung)


Leseprobe

Da hockten sie alle schon: Joe, ,Fettsack und der ,Doktor'.
"Latte kommt", das war Joe mit den schwarzen, fettigen Haaren.
"Was hat denn Mutti dir heute in die Schultüte gesteckt?", fragte ,Fettsack', im siebten Monat, wie sie ihn hänselten.
Dennis mochte die beiden nicht. Machten sich nur wichtig und kommandierten rum. Auch den Namen ,Latte' hatte er von ihnen. Gut, 1,75 m! Mit 14! Und spindeldürr, war er auch. Dafür aber drahtig mit harten, spitzen Knochen.
"Lasst ihn in Ruhe", mahnte der ,Doktor', ein älteres, faltiges Männlein mit Brille.
"Die Äppel kannste dir wohinstecken", und schon hatte ,Fettsack' die Fleischwurst in den Pranken und schob sie sich in den Hals.
"Mir wär lieber,  du tätst deinem Alten mal nen Huni abdrücken", mahnte Joe mit etwas Drohendem in der Stimme.
"Joe, lass das", mischte sich der ,Doktor' ein, 100 Mark sind 'ne Menge Geld. Wie soll der Junge da drankommen."
Jetzt erst bemerkte Dennis einen Mann nebenan auf der Bank. Der tat unbeteiligt und ließ sich seinen roten Kopf von der Sonne streicheln.
"Wer ist denn das?"
"Barbarossa."
"Barbarossa?"
"Mensch, siehst du das nicht? An dem ist doch alles rot. Kaiser Barbarossa höchstpersönlich. Musst du doch aus dem Geschichtsunterricht kennen", belehrte ihn der 'Doktor', strich sich dabei über die Glatze und zupfte seine paar Barthaare, als wollte er sein Kinn melken.
"Geschi, ätzend."
"Setz dich, Junge", brummte es von der Nachbarbank.

Scheu und verlegen nahm Dennis Platz, nicht ohne genügend Luft zwischen dem Unbekannten zu lassen. Der war immer noch zurückgelehnt und gab sich der höher steigenden Sonne hin. Aus klobigen Halbschuhen guckten Wollsocken, die schnell unter abgewetzten Cordhosen verschwanden. Darüber ein riesiger Parka, der nur an den Handgelenken erahnen ließ, dass darunter ein kariertes Hemd steckte. Dicke, rote Hände lagen über dem Bauch verschränkt. Ein Hals war nicht auszumachen. War zu dicht umwachsen, wie Gestrüpp am Bahndamm. Die rote Mähne ließ nur wenig Gesicht erkennen.

"He, Latte, mach mal 'nen Heiermann locker und beschaff 'ne Bombe, kriegste im Zentral."
"Geh doch selber deinen Alk holen", herrschte Barbarossa Joe an. "Keine Schule heute, Junge?"
"Schule - Nee, schulfrei", stammelte Dennis.
"So". Das war alles, was der Rothaarige zurückgab.

 

 

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