Schneckenschneiden
Wendel Schäfer
Dietmar Fölbach Verlag 
Kurzprosa, 2000
ISBN 3-934795-08-0
144 S. DM 24,80
Titelgestaltung: Michael Schaffer,
Grafiken: Cornelia Kurtz
http://www.galerieschaffer.de
 
Wendel Schäfer-Schneckenschneiden
 
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Meinungen

"Wendel Schäfers Buch ist eines der bemerkenswertesten Bücher, die unsere literarische Gegend in letzter Zeit hervorgebracht hat."
Udo Marx in Krautgarten, Nr. 38, 2001

"... die Wortwahl Schäfers schockiert ... doch er provoziert absichtlich, um den Leser wachzurütteln."
Pia Seibert, Rhein-Zeitung, Jan. 2001

Leseprobe

Schneckenschneiden

Wer will das schon, - wie? – wie man in Stoff, nein, in Teig schneidet, ist doch bloß gegen die Nackten, Roten und Braunen, Haushaltsschere tut’s schon, muss nur scharf und eng..., nicht die Schnecke, die Schere, Mensch, dann quatscht nicht viel, nur kräftig gegen die blanken Backen gedrückt, dann kommt’s an den Rändern zuerst, unter den lustigen Rillen, zittern leis-erschrocken im Spiegel der metallenen Schenkel, mehr Gequille in der Mitte, natürlich mittendurch und liegt auch schon zwei, fertig, die Schmiere noch am Stahl, den in den weichen Bauch des Gartens gerammt, einmal, zweimal, Dreck reinigt, --- ja schon, ein bisschen hin und her, rundverbogen, nutzlos ohne Richtung, länger auch, mein Gott, musst nicht stundenlang dabeihocken bei der Rotze, glaubst du mir gefällt das, macht mir auch noch Spaß, vielleicht.

Abwürfe

Auf das Monster warten, an der Vaterhand, vor dem blechernen Beinhaus ausgeschlachteter Wracks, ineinander verkeilt wie Gewitterlämmer, für den Totentanz, --- bis er dann ranrollt, der Rädermoloch, stelzennoppenfüßig und schon obenauf ist, stampft und tanzt, dass die Rümpfe wippen, Skelette brechen und Velourgeweide rostrot quillt, bis sich eins der Leiber aufwirft, so wie aus frischem Massengrab es hochgärt noch und den apokalyptischen Reiter wirft, von den Leichen rutscht, kippt und buckelliegt mit blanken Greifern quirlig in der leeren Luft, und das Kleine aufschreit an der Männerhand, die gegendrückt, es soll doch keine Angstbux sein, bis es ihm gelingt, sie wegzuwerfen, die Monsterfaust und wirr davonschreit.

Pferdefrühling

Früh war's, zu früh vielleicht, das Gras noch grau, die Buschwindröschen blass, geduckt und verbogen in immer noch zu scharfer Luft, mein Weg wie jedes Jahr über Aufgetautes hin zu den schiefen Zäunen voller Rost und Faul, und da die Pferde eng und müd und stumm, die dicken Hintern in den Wind, Monumente, Zeugen jahrtausendlanger Schinderei, die schweren Köpfe mit zu wenig Licht in den Augen zur Erde runter, und mir war's, als käme zurück der Winter.

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