Zwischenbericht II
es ist ein Stück von mir

Wendel Schäfer
Diarium 2001 - 2007,
Books on Demand
Norderstedt 2007 ISBN 978-3-8334-8782-8,
220 Seiten, 12,80 Euro

 
Wendel Schäfer-Zwischenbericht II
 
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Zwischenbericht (zweiter Teil) beschließt eine 25 Jahre lange (1982-2007) diaristische Einlassung. Es handelt sich um persönliche Ansichten, Einsichten und Aussichten.---Persönliches geht über zu zeitgeschichtlichen Reflexionen
über meist kulturelle und politische Ereignisse.Die Kommentierungen sind beherzt, offen, kritisch - und entschieden literarisch.

 

Meinungen

Wendel Schäfer versteht es in seinen Einlassungen, politische und gesellschaftliche Themen-vornehmlich sind es Schieflagen- aus freiem Geist zu reflektieren und hoch-kritisch zu begleiten. Bei aller Beklemmung und Abgründigkeit wirkt die literarische Behandlung-und das ist die eigentliche Kunst Schäfers- immer fließend, geklärt, ja belebend. Dabei böten die Schraubzwingen der Political Correctness und die Untaten der politischen Kasten allen Grund zur Resignation. Aber doch speist sich Hoffnung aus einem Drang zur Aufrichtigkeit und zum sittlichen Imperativ, dem man wie einer seltenen Blume ab und an begegnen darf. Wendel Schäfer verkörpert dieses Phänomen in besonderer Weise. Es wird möglicherweise einige geben, die ihm widersprechen wollen, seine Aussagen zu widerlegen dürfte hingegen nahezu unmöglich sein.

Michael Schaffer


Wendel Schäfer nimmt kein Blatt vor den Mund. Nein, er nimmt es in die Hand, um eine Confessio abzulegen, ein Bekenntnis für die unterschiedslose Menschlichkeit. Sicher ist er unbequem - es ist auch nicht seine Aufgabees uns recht zu machen. Aber ist es nicht gerade die ureigenste Tätigkeit der geistig Schaffenden, die Gesellschaft aus ihrem selbstgerechten Trott zu bringen und den Fingre in die Wunden zu legen, die dadurch entstehen, dass sich die 'postmoderne' Epoche am Ende der Geschichte wähnt und und zu bequem ist, um an ihrer moralischen und geistigen Weiterentwickelung zu arbeiten.
Und ist nicht gerade dort ein Hinsehen erforderlich, wo schon das Betrachten dessen, was wirklich passiert, einen Tabubruch bedeutet. Wendel Schäfer hat denn Willen, die Kraft und auch die Energie,, alles und vor allem jeden in Frage zu stellen und wirklich hinter die Dinge zu blicken. Dass dabei auch viel Hässliches zum Vorschein kommt, ist nun wirklich nicht ihm anzulasten.

Thomas M. Hamacher, Koblenz

 

Wendel Schäfer kommentiert das Zeitgeschehen zwischen 2001 und 2007. Diesmal hat der Meister (auch) der Satire seine spitze Feder beiseite gelegt, die Kanonen aufgefahren. Er trifft keine Spatzen, sondern die Mächtigen jeglicher Couleur, an die sich sonst keiner rantraut. Er prangert ihr menschenverachtendes Geld- und Machtstreben an, ihre Arroganz und Niedertracht. Keine Kuh ist ihm heilig. Weder der nahezu unangreifbare Zentralrat der Juden in Deutschland, die israelische Siedlungspolitik, noch die Vertreter des Antisemitismus bleiben verschont. Schäfer nimmt die überhebliche Hegemonialpolitik der USA aufs Korn, nennt willfährige Abgeordnete "Hosenscheißer". Er prangert die reaktionäre Tendenz des Islam ebenso an("aus der Wüste, für die Wüste, in die Wüste") wie die des Christentums.
Seine Gedanken werden zu wütenden Attacken, verzweifelten Aufschreien, einem Stück Resignation. Die Selbstkritik hat Schäfer nicht vergessen.Das schöne an seinem Werk ist, daß er sich an unbequeme Fakten hält. Es dürfte schwer fallen, ihn zu widerlegen.

Gerd Küppers, Heimbach Weiss

 

Leseproben

Mittwoch, 15.03.06

Was für ein Tag dieser Tag mitten in der Woche und (fast) mitten im Monat.
Der Wasfüreintag fing im Morgengrauen mit einer schwarzen Katze auf der Terrasse über meine Füße an. Halb so schlimm, weil kein Freitag, der 13., die Katze von rechts kam und ein wenig Hell an Hals und Pfoten hatte. Bedenklich bloß, weil ich das Tier so spät als die eigene Katze registrierte. Pia, die fromme, oder besser, die scheinheilige Katze. Zurück vom ersten Raubzug. Dennoch liebe Katze, weil die Katze kein Hund ist, den ich sonst um das eisige Karree hätte führen müssen. Den Schneebesen konnte ich angelehnt lassen. Die Nacht verschonte uns heute vor überflüssigem Weiß.
Wieder im Haus, bekomme ich das SWR - Zeitwort um die Ohren: Heute vor zehn Jahren Hochzeit des Traumpaares Liz Taylor mir Richard Burton. Ein Drama mit mehreren Auf- und Auszügen. Klar doch, muss man gedenken. Wer sind schon Schumann, Heine, Rembrandt? Und dieser mickrige MozartFünf Stunden später das Zeitzeichen aus dem WDR: Heute, anno 1096 hat Papst Urban II in Clermont  zum Ersten Kreuzzug aufgerufen. Eine ziemlich anrüchige Sache damals. So wie die hundebeschissenen Stufen hinauf zur Kathedrale, die ich unlängst auf einer Reise in die Auvergne besichtigen wollte.
Zwischen diesen Großereignissen auch ein wenig Politik: Die israelische Armee walzt die Gefängnismauern in Jericho nieder, um einen schweren Jungen da rauszuholen. Nein, nicht zu befreien, nur umzuquartieren. In Jericho sind schon einmal Mauern durch großes Getöse umgefallen. Aber das ist schon etwas länger her. Immerhin ein klarer Fall von Piraterie. Die Engländer sind da nicht erst seit der ‚jungfräulichen‘ Ersten Elisabeth erfahrener. Hatten das damals in Spandau geräuschloser erledigt. Final, versteht sich.
Bei Jupiter, das hätte ich fast vergessen. Da war doch noch was mitten im März: Da hatten sie, wahrscheinlich Terroristen, den guten Caesar gemeuchelt. Aber das ist auch schon etwas länger her.
Nun haben wir auch noch den Beginn der Passion. In diesem März bleibt einem auch nichts erspart. Allein aus dem Sauwetter kann man die gesamte Leidensgeschichte Christi herauslesen.
Wenn ich – schon wieder nicht – nach Leipzig fahre, wo ich doch auch ein bisschen ausgestellt werde, so will ich den Tag nicht ganz literaturlos begehen. Also ein Haiku zur Großwetterlage. Bedeppert zwar wie der lausige März, geht aber am schnellsten:

Schneeschauer im März.
Der Bauer entspannt sein Ross.
Steif der Regenwurm.

Und noch ein Erinnern am Abend: Heute vor zehn Jahren verstarb Wolfgang Koeppen. Der unsel(d)ige Romanverweigerer.
Ich sagte es ja schon: S’ist Passion.
Oder – wir gedenken uns noch zu Tode. 

(abgedruckt in "Die Identitäten des März", eine RLP Anthologie 2006
im RMV Verlag)

 

Donnerstag, 12.09 02

Eine Nachlese zum September Eleven 2001.
Die RZ schreibt: ‚Getroffen wurde die ganze Menschheit. --- Ganz entschieden, nein! Man war rund um den Globus  b e t r o f f e n  ob der grausamen Attacke gegen meist unschuldige Menschen. Qualität und Quantität des Terrors machte in der Tat betroffen.  G e t r o f f e n  aber wurden explizit und genau gewählt das Pentagon, das World – Trade -Center, das Weiße Haus/Capitol wurde verfehlt.
Zur Trauerarbeit gehört auch Ursachenforschung. Rache und Vergeltung sind schlechte Ratgeber, erhalten und mehren das Böse. Ein ‚Kreuzzug‘ gegen die ‚Achse des Bösen‘ (Irak/Iran/Nordkorea) ist anmaßend, selbstgerecht und stößt ins Leere, steigert Elend und schürt Hass. Es entstehen neue Feindbilder. Israel/England/USA, die Achse des Supra-Imperiums, gespeist aus Arroganz und gestützt auf Massenvernichtungswaffen.
Was wir brauchen ist eine Achse, die Brücke ist zwischen allen Ländern und Menschen in der Welt. Eine Achse der Toleranz, Nachsicht und gegenseitiger Hilfe.
Vielleicht ist das die große Lehre angesichts der großen Leere, wo einmal die himmelstürmenden Türme standen. Patriotismus, Säbelrasseln, hochmütiger Machtanspruch füllen keine leeren, traurigen Herzen, sondern Massengräber.

 

Donnerstag, 13.03.03

Da habt ihr ihn endlich: E u r e n  K r i e g . Krieg gegen Saddam Hussein, Krieg gegen den Irak, Krieg gegen eine Bevölkerung, Krieg gegen Güter, Werte und Werke, Krieg gegen die UNO und andere Institutionen, Krieg gegen den großen Rest der Welt, Krieg gegen das Völkerrecht, Krieg gegen humanes Sein... Ein barbarischer Rückfall.
Kriege gegen offenkundigen Verteidigungsdruck sind Angriffskriege, verbrecherische Akte. Bush und seine Regierungsclique sind Aggressoren, Täuscher, Lügner, Erpresser, kurz Kriminelle.
Der deutsche Heinrich Müller, später Henry Miller, sagte einmal: ‚Amerika ist ein klimatisierter Misthaufen‘. Ich füge nun dazu: Jetzt ist auch noch die Klimaanlage ausgefallen. Und das bei steifer werdenden Westwinden.

 


 

 

 

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